Franzbrötchen – Hamburgs süße Verführung

Das Franzbrötchen verbindet Geschichte, Kultur und Genuss. Foto: ©Guidos Fotografie / stock adobe

Wer einmal in Hamburg war, kennt ihn: den Duft nach frischer Butter, Zimt und karamellisiertem Zucker, der frühmorgens aus Bäckereien strömt und Passanten stehenbleiben lässt. Dahinter steckt ein Gebäck, das längst Kultstatus hat – das Franzbrötchen.

Es ist knusprig und zugleich weich. Süß, aber nicht überladen und untrennbar mit der Hansestadt verbunden. Doch wie kam es an die Elbe nach Hamburg, und warum übt es noch heute eine solche Faszination aus?

Ein Hauch Frankreich an der Elbe

Die Entstehungsgeschichte des Franzbrötchens ist von Mythen umrankt. Eine populäre Erzählung führt zurück ins frühe 19. Jahrhundert, als Hamburg zeitweise unter französischer Besatzung stand.

Französische Soldaten sollen den Croissant-Teig in die Stadt gebracht haben – eine kulinarische Neuheit, die die Hamburger Bäcker neugierig machte. Anstatt die Croissants einfach nach zu backen, verfeinerten die Bäcker der Hansestadt die Rezeptur, gaben mehr Zucker hinzu und würzten den Teig großzügig mit Zimt. So entstand eine norddeutsche Variante des Croissants, die dem französischen Original in Sachen Geschmack nicht nachsteht, aber durch ihre besondere Form unverwechselbar wurde.

Andere Stimmen behaupten, ein Bäcker namens Franz habe das Gebäck erfunden, weil er gern experimentierte. Belege dafür gibt es zwar nicht, doch der Name würde passen. Egal, welcher Ursprung nun der wahre ist – fest steht: Das Franzbrötchen ist in Hamburg geboren und bis heute ein Symbol für die Stadt geblieben.

Zwischen Tradition und moderner Backkunst

Wer durch Hamburg spaziert, stößt an fast jeder Ecke auf Bäckereien, die Franzbrötchen anbieten. Mal sind sie klassisch und schlicht, mal kreativ gefüllt mit Schokolade, Marzipan oder Äpfeln. Jede Bäckerei hat ihr eigenes Geheimnis, das streng gehütet wird. Gemeinsam ist allen Varianten jedoch die Verbindung aus buttrigem Hefeteig, Zimt und Zucker – eine Mischung, die sofort für Wohlgefühl sorgt.

Interessant ist, dass das Franzbrötchen lange Zeit fast ausschließlich im Raum Hamburg bekannt war. Erst in den vergangenen Jahren hat es seinen Weg in andere deutsche Städte gefunden. Manche Cafés in Berlin, München oder Köln bieten es inzwischen an, und sogar in Skandinavien taucht es in Vitrinen auf. Trotzdem bleibt Hamburg die wahre Heimat dieses Gebäcks – und viele behaupten, nirgendwo schmecke es so gut wie hier.

Das Rezept zum Nachbacken

Das Schöne am Franzbrötchen: Man kann es auch zu Hause selbst backen. Der Teig ist ein Hefeteig, der durch mehrfaches Ausrollen und Falten schön blättrig wird. Hier die klassischen Zutaten:

Zutaten für etwa 12 Franzbrötchen

  • 500 g Mehl
  • 250 ml Milch
  • 20 g frische Hefe
  • 80 g Zucker
  • 1 Ei
  • 1 Prise Salz
  • 200 g weiche Butter
  • Zimt und Zucker zum Bestreuen

So gelingt die Zubereitung von Franzbrötchen

Zunächst wird die Hefe in lauwarmer Milch aufgelöst und mit Mehl, Zucker, Ei und Salz zu einem glatten Teig verarbeitet. Diesen lässt man an einem warmen Ort etwa 45 Minuten gehen. Danach wird er ausgerollt, mit weicher Butter bestrichen und von beiden Seiten eingeklappt.

Nun folgt etwas, das an Blätterteig erinnert: Der Teig wandert für eine halbe Stunde in den Kühlschrank, wird erneut ausgerollt, wieder gefaltet, erneut gekühlt – insgesamt dreimal. Dadurch entstehen die feinen Schichten, die später so schön aufblättern.

Ist das geschafft, wird der Teig noch einmal dünn ausgerollt, diesmal etwa einen halben Zentimeter dick. Auf die Fläche kommt eine Mischung aus Zimt und Zucker, die großzügig verteilt wird. Dann wird der Teig von der Längsseite eng aufgerollt. Mit einem scharfen Messer schneidet man etwa drei Zentimeter dicke Stücke ab, die anschließend in der Mitte mit einem Kochlöffelstiel eingedrückt werden. Dieses Drücken ist entscheidend für die typische Franzbrötchenform: Die Enden klappen leicht nach außen, sodass beim Backen die bekannte Schleifenform entsteht.

Bevor die Stücke in den Ofen wandern, sollten sie noch einmal rund 30 Minuten gehen dürfen. Dann geht es bei 200 Grad Ober- und Unterhitze für 15 bis 20 Minuten ins Rohr, bis die Franzbrötchen goldbraun und knusprig sind. Wer mag, bestäubt sie nach dem Auskühlen mit etwas Puderzucker – auch wenn sie frisch und warm aus dem Ofen ohnehin am besten schmecken.

Ein Stück Hamburger Identität

Das Franzbrötchen ist mehr als nur Gebäck. Für viele Hamburger gehört es fest zur Kindheit: Man bekam es nach der Schule auf die Hand, teilte es im Stadtpark oder genoss es mit einer Tasse Kaffee im Lieblingscafé. Es ist ein Symbol für Geborgenheit und Heimat, das Erinnerungen wachruft.

Auch Touristen lernen die Spezialität schnell zu schätzen. Sie gilt längst als kulinarisches Muss, gleich neben Fischbrötchen und Labskaus. Viele nehmen sogar eine Tüte voll mit nach Hause – auch wenn die frisch gebackene Variante unschlagbar bleibt.

Franzbrötchen – Kultstatus mit Zukunft

Heute erlebt das Franzbrötchen eine kleine Renaissance. Junge Bäcker entwickeln neue Variationen, etwa mit Schokolade, Nüssen oder Früchten. Food-Blogs widmen dem Gebäck eigene Beiträge, und auf Social Media ist es längst angekommen.

Gleichzeitig bleiben die klassischen Varianten nach wie vor die beliebtesten. Diese Mischung aus Tradition und Kreativität sorgt dafür, dass das Franzbrötchen auch in Zukunft eine feste Größe bleibt – in Hamburg und weit darüber hinaus.

Ob beim Bummel durch die Hansestadt, als süße Belohnung zwischendurch oder als liebevoll gebackene Leckerei zu Hause – das Franzbrötchen ist ein Gebäck, das man nicht vergisst. Es verbindet Geschichte, Kultur und Genuss auf unvergleichliche Weise und bleibt damit Hamburgs süßestes Geheimnis.

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Verfasst von Redaktion

Hajo arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater. Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).